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Das Genossenschaftswesen entwickelte sich Mitte des vorletzten Jahrhunderts, als die erste Blütezeit der Industrie zur Landflucht führte und sich in den Städten arbeitswillige Menschen drängten, die allein hilflos und schwach, gemeinsam aber eine Wirtschaftsmacht waren.
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Unsere „Wohnungsbaugenossenschaft von 1909 eG Finsterwalde“ blickt auf ein über 115-jähriges Bestehen zurück und hegte auch schon damals den Gedanken, einkommensschwache Familien/Bürger mit „gesunden & zweckmäßigen Wohnungen - zu günstigen Preisen“ zu versorgen.
Auf Grund dieser Erkenntnis  beschloss der Reichstag 1889 ein Genossenschaftsgesetz. Seine zentrale Aussage: in Genossenschaften soll es eine unbeschränkte Haftung, wie bis dahin üblich, nicht geben. Das bedeutete, dass die Mitglieder nur noch mit der Höhe ihres Genossenschaftsanteils hafteten. Dieses begrenzte Risiko führte zu einem Aufschwung des gemeinnützigen Bauens. Die Genossenschaftsmitglieder, die ihr Erspartes zusammenlegten, um Häuser und Wohnungen zu bauen, hatten als Miteigentümer eine bessere Sicherheit gegenüber Mietern. Ein weiterer Vorteil – das demokratische Prinzip, dass jeder eine Stimme hat, unabhängig von der Höhe der Anteile.
 
  
So fanden sich auch in Finsterwalde am 21.November 1908 im Hotel Brückenkopf 32 Bürger der Stadt zusammen, um auf Initiative von 8 Mitgliedern des Beamtenbundes eine Wohnungsbaugenossenschaft zu gründen. In dieser Versammlung wurde auch das bereits vorbereitete Statut beschlossen und die genossenschaftlichen Organe gewählt. Die Registereintragung beim Amtsgericht in Finsterwalde erfolgte am 23.Februar 1909 und damit war die Genossenschaft geschäftsfähig.
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32 Bürgern der Stadt Finsterwalde und 8 Mitgliedern des Beamtenbundes ist es zu verdanken, als sie sich zu einer Gründungsversammlung - am 21. November 1908 - im Hotel Brückenkopf zusammenfanden, um diese Genossenschaft zu gründen, ein Statut zu beschließen und die genossenschaftlichen Organe zu wählen.
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Das Königliche Amtsgericht zu Finsterwalde bestätigte mit der Anzeige im „Niederlausitzer Anzeiger“, vom 26. Februar 1909, den Eintrag in das dort geführte Register,
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am 23.Februar 1909 - einen „Bauverein, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht zu Finsterwalde“. (e. G. m. b. H.)
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1909 entstanden die Häuser in der Schillerstraße, Nummer 9-15 und 1911, die beiden Häuser Goethestraße 13 und 15.
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Das Haus: Goethestraße 11 wurde 1936 gebaut.
  
Der Bau begann 1909 mit zinsgünstigen Krediten u.a. von der Reichsbahn, die an die Bedingung geknüpft waren, einen bestimmten Prozentsatz Wohnungen für deren Beamte zur Verfügung zu stellen. Endgültig zurückgezahlt wurde sie erst in den 50iger Jahren.
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„Die Anderthalb- bis Vierzimmer Wohnungen wurden zu Unterkünften für Arbeiter, untere, mittlere und höhere Beamte“, meist Angestellte von Bahn, Post oder dem Schulwesen. So prägte der Volksmund für diese den Begriff: „Beamtenhäuser“.  
1909 entstanden die Häuser in der Schillerstraße, 1911 die beiden Häuser Goethestraße 13 und 15. Das Haus Goethestraße 11 wurde 1936 gebaut und 1940 sollte ein bereits fertig projektiertes Haus in der Schillerstraße7 folgen. Der Krieg setzte jedoch der Bautätigkeit ein Ende.
 
Die Häuser entstanden sozusagen im Grünen. Die Schillerstraße gab es noch nicht, die wurde erst mit Beginn der Bautätigkeit projektiert und erst in den 60-er Jahren wurde der Sandweg befestigt.
 
  
Da die Gründer Beamte waren und auch in der Folge hauptsächlich Mitarbeiter von Bahn, Post, Behörden und Lehrer wohnten, hießen die Häuser im Volksmund „Beamtenhäuser“. In alten Bauunterlagen sind auch die Häuser in der Schillerstraße als Häuser und Wohnungen für mittlere und hohe Beamte ausgewiesen, die Häuser in der Goethestraße als Wohnungen für Arbeiter und Unterbeamte. Das versetzt uns heute in die Lage, 2-Raum, 3-Raum und 4-Raumwohnungen anbieten zu können.
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Allerdings mit unterschiedlichem Komfort: …vom Bad in der Wohnung, der Toilette eine halbe Treppe tiefer, bis hin zum Gemeinschaftsbad im Schuppen auf dem Hof.
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Nach dem 2. Weltkrieg besetzte die Rote Armee die Wohnungen, später, nach deren Abzug und Rückerhalt, rückten die Bewohner enger zusammen und stellten Unterkünfte für die Umsiedler/Flüchtlinge unserer Stadt.
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1953 führten wir den Namen:
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„Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft von 1909 Finsterwalde“
  
Nach dem 2. Weltkrieg mussten Umsiedler mit aufgenommen werden, man rückte zusammen, bis die Anweisung kam, die Häuser für die Rote Armee zu räumen. Nach Abzug und Übergabe in den 50-er Jahren mussten die Wohnungen erst mal wieder auf eigene Kosten bewohnbar hergerichtet werden, denn Miete zahlte die Armee nicht. Erst Ende der 70-er Jahre wurde von der damaligen Kreisverwaltung Geld zur Verfügung gestellt, um Dächer, Balkone und Fassaden in der Schillerstraße instand zu setzen. Die Wohnungen ohne Bad wurden teils mit Bädern, teils mit Spülebädern ausgestattet.
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Ein neues Statut wurde aufgenommen und eine Revisionskommission ersetzte den Aufsichtsrat.
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Erst Ende der 70-er Jahre wurde von der damaligen Kreisverwaltung Geld zur Verfügung gestellt, um die Dächer, Balkone und Fassaden in der Schillerstraße instand zu setzen. Die Wohnungen ohne Bad wurden teils mit Bädern, teils mit Schrankbädern ausgestattet.
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Zum 01. Januar 1982 erfolgte der Anschluss an die AWG „Kurt Weise“ Finsterwalde, in der unsere Genossenschaft trotzdem eine gewisse Eigenständigkeit bewahrte, was jedoch auch dazu führte, dass wenig zur Werterhaltung an den Häusern geschah.
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Gleich nach dem Mauerfall entstanden erste Überlegungen, sich wieder zu verselbständigen.
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Bereits am 24.09.1990 erfolgte die Widergründungsversammlung.
  
Dann erfolgte die Eingliederung in die AWG „Kurt Weise“, in der unsere Genossenschaft trotzdem eine gewisse Eigenständigkeit bewahrte, was jedoch auch dazu führte, dass wenig zur Werterhaltung an den Häusern getan wurde. Gleich nach dem Mauerfall entstanden erste Überlegungen, sich wieder zu verselbständigen. Am 20.09.1990 wurde eine neue Satzung beschlossen und die Verselbständigung zum 6.10.1990. Das versuchten jedoch  Stadt- und Kreisverwaltung abzublocken. Nachdem am 1.1.1991 immer noch keine Übergabe absehbar war, wurde eigenständig eine Eröffnungsbilanz erarbeitet. Durch amtsgerichtliche Eintragung wurde die Genossenschaft ab 8.4.1991 wieder selbst geschäftsfähig. In der Folge waren viele behördliche Auseinandersetzungen zu bewältigen. Unter anderem eine beabsichtigte Enteignung, weil die zuständige Oberfinanzdirektion irrtümlich davon ausging, dass die Häuser auf volkseigenem Grund und Boden der DDR erbaut wurden.
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Durch Eintragung in das Register beim Kreisgericht Cottbus Stadt, unter der Nummer 0033, war die Genossenschaft ab 08. April 1991 wieder selbst geschäftsfähig.  
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Mit ersten hohen Krediten versuchte man die schlimmsten Schäden an den Dächern, Außenputz, Dachrinnen, Schornsteinen, Hauseingängen und Leitungen zu beheben.
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Erst 1994 wurden, durch weitere Kredite, die Wohnungen, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, modernisiert.
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Seit 2010 sind alle Häuser vollumfänglich saniert.
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Am 27.05.2011 kam es zur Namensänderung in:
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„Wohnungsbaugenossenschaft von 1909 eG Finsterwalde“ in das Register beim Amtsgericht Cottbus, unter dem Az: GnR 33 CB.
  
Weil über Jahre nichts in die Werterhaltung investiert wurde, befanden sich die Häuser in schlechtem Zustand. Mit ersten hohen Krediten wurden in den ersten 3 Jahren die schlimmsten Schäden an Dächern, Außenputz, Dachrinnen, Schornsteinen, Hauseingängen und Leitungen behoben. Fördermittel gab es nicht, weil wir durch die selbst betriebene Verselbstständigung von der Kreisverwaltung als nicht geförderte Wohnungsgenossenschaft eingestuft wurden. Erst seit 1994 konnte mit weiteren Krediten begonnen werden, die Wohnungen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten zu modernisieren.
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Noch heute wird unsere Wohnungsbaugenossenschaft ehrenamtlich und in der Freizeit, von engagierten und gemeinschaftlich denkenden Mitgliedern, im Vorstand und Aufsichtsrat, geführt.
Kurzzeitig stand 2006/2007 die Notwendigkeit einer Fremdverwaltung auf der Tagesordnung, weil sich keine neuen Bewerber/innen für die Vorstandsarbeit finden wollten. Inzwischen gibt es einen verjüngten Vorstand und es besteht die nicht unberechtigte Aussicht, dass die von den Gründern begonnene Arbeit auch weiter würdig fortgesetzt wird.
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Der Gedanke des Für- und Miteinanders steht im Vordergrund.

Aktuelle Version vom 27. Juli 2025, 11:12 Uhr

Unsere „Wohnungsbaugenossenschaft von 1909 eG Finsterwalde“ blickt auf ein über 115-jähriges Bestehen zurück und hegte auch schon damals den Gedanken, einkommensschwache Familien/Bürger mit „gesunden & zweckmäßigen Wohnungen - zu günstigen Preisen“ zu versorgen.

32 Bürgern der Stadt Finsterwalde und 8 Mitgliedern des Beamtenbundes ist es zu verdanken, als sie sich zu einer Gründungsversammlung - am 21. November 1908 - im Hotel Brückenkopf zusammenfanden, um diese Genossenschaft zu gründen, ein Statut zu beschließen und die genossenschaftlichen Organe zu wählen. Das Königliche Amtsgericht zu Finsterwalde bestätigte mit der Anzeige im „Niederlausitzer Anzeiger“, vom 26. Februar 1909, den Eintrag in das dort geführte Register, am 23.Februar 1909 - einen „Bauverein, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht zu Finsterwalde“. (e. G. m. b. H.)

1909 entstanden die Häuser in der Schillerstraße, Nummer 9-15 und 1911, die beiden Häuser Goethestraße 13 und 15. Das Haus: Goethestraße 11 wurde 1936 gebaut.

„Die Anderthalb- bis Vierzimmer Wohnungen wurden zu Unterkünften für Arbeiter, untere, mittlere und höhere Beamte“, meist Angestellte von Bahn, Post oder dem Schulwesen. So prägte der Volksmund für diese den Begriff: „Beamtenhäuser“.

Allerdings mit unterschiedlichem Komfort: …vom Bad in der Wohnung, der Toilette eine halbe Treppe tiefer, bis hin zum Gemeinschaftsbad im Schuppen auf dem Hof. Nach dem 2. Weltkrieg besetzte die Rote Armee die Wohnungen, später, nach deren Abzug und Rückerhalt, rückten die Bewohner enger zusammen und stellten Unterkünfte für die Umsiedler/Flüchtlinge unserer Stadt. 1953 führten wir den Namen: „Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft von 1909 Finsterwalde“

Ein neues Statut wurde aufgenommen und eine Revisionskommission ersetzte den Aufsichtsrat. Erst Ende der 70-er Jahre wurde von der damaligen Kreisverwaltung Geld zur Verfügung gestellt, um die Dächer, Balkone und Fassaden in der Schillerstraße instand zu setzen. Die Wohnungen ohne Bad wurden teils mit Bädern, teils mit Schrankbädern ausgestattet. Zum 01. Januar 1982 erfolgte der Anschluss an die AWG „Kurt Weise“ Finsterwalde, in der unsere Genossenschaft trotzdem eine gewisse Eigenständigkeit bewahrte, was jedoch auch dazu führte, dass wenig zur Werterhaltung an den Häusern geschah. Gleich nach dem Mauerfall entstanden erste Überlegungen, sich wieder zu verselbständigen. Bereits am 24.09.1990 erfolgte die Widergründungsversammlung.

Durch Eintragung in das Register beim Kreisgericht Cottbus Stadt, unter der Nummer 0033, war die Genossenschaft ab 08. April 1991 wieder selbst geschäftsfähig.

Mit ersten hohen Krediten versuchte man die schlimmsten Schäden an den Dächern, Außenputz, Dachrinnen, Schornsteinen, Hauseingängen und Leitungen zu beheben. Erst 1994 wurden, durch weitere Kredite, die Wohnungen, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, modernisiert. Seit 2010 sind alle Häuser vollumfänglich saniert. Am 27.05.2011 kam es zur Namensänderung in: „Wohnungsbaugenossenschaft von 1909 eG Finsterwalde“ in das Register beim Amtsgericht Cottbus, unter dem Az: GnR 33 CB.

Noch heute wird unsere Wohnungsbaugenossenschaft ehrenamtlich und in der Freizeit, von engagierten und gemeinschaftlich denkenden Mitgliedern, im Vorstand und Aufsichtsrat, geführt.

Der Gedanke des Für- und Miteinanders steht im Vordergrund.